Im April haben wir in Kiew drei Anlässe zur Erinnerung an den großen ukrainischen Dichter, Schriftsteller, Maler und Freiheitskämpfer Taras Schewtschenko, der als „Vater der Nation“ schon zu seinen Lebenszeiten genannt wurde.
Am 8. April 1941 wurde das Zentrale Staatliche Schewtschenko-Museum im Marienpalast eröffnet. Damals gab es im Museum ca. 10 Tsd. Exponate, die mit Leben und Werk Schewtschenkos verbunden sind. Vor dem deutschen Einmarsch in Kiew im September 1941 wurden nach Novosibirsk nur wenige kostbarste Exponate evakuiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Zentrale Staatliche Schewtschenko-Museum (heute –Taras-Schewtschenko-Nationalmuseum) zum zweiten Mal in Kiew – diesmal in einem interessanten Gebäude am Schewtschenko-Boulevard 12 – am 24. April 1949 eröffnet.
Aber bereits im Jahre 1928 wurde die Schewtschenko-Gedenkstätte (heute – Schewtschenko-Literaturmuseum und Gedenkstätte) unter der Schewtschenko-Gasse 8a – ganz im Herzen der Stadt in kurzer Gehdistanz zum Hauptplatz von Kiew – eröffnet.
Es gibt ein weiteres Schewtschenko-Museum im heutigen Kiew – das Literarische Gedenkwohnhaus-Museum „Hütte in Priorka“ (Priorka ist eine Gegend im ehemaligen Vorort Kiews).
Den dritten Anlass zur Erinnerung an Taras Schewtschenko bietet der 17. April. Gerade an diesem Tag 1847 wurde der Dichter beim Flussübergang über Dnipro in Kiew festgenommen und in die Verbannung nach Kasachstan für 10 Jahre geschickt.
In Kiew gibt es viele Orte, die mit dem Namen von Taras Schewtschenko verbunden sind. So malte Schewtschenko die St. Alexanderkirche, das Grab Askolds sowie den Glockenturm des orthodoxen Klosters bzw. der Kitajevo-Einsiedelei.
Eine der ältesten Kirchen Kiews – die Christi-Geburtskirche – wird als Schewtschenko-Kirche genannt, seitdem 1861 der Sarg mit dem Nationalhelden auf dem Weg von Sankt Petersburg zu seiner Grabstätte in Kaniv hier aufgebahrt wurde.
Die Kiewer wählten zuerst eines der schönsten Berge am Dnipro-Ufer – Schtschekawiza – als Ruhestätte von Schewtschenko.
Obwohl sich das Grab Schewtschenkos bei der 150 km von Kiew entfernten Stadt Kaniv befindet, wünschte sich Taras Schewtschenko ein anderes Schicksal nach dem Tode. In einem seines bekanntesten Gedichts „Vermächtnis“ beschrieb der bedeutendste Lyriker der Ukraine einen der herrlichsten Kiewer Orte – die malerische Gegend neben dem Wydubyzkyj-Kloster, wo er begraben sein wollte.
Die bekannteste Orte Schewtschenkos in der Stadtmitte Kiews sind die Nationale Taras-Schewtschenko-Universität mit naheliegendem Schewtschenko-Denkmal im Schewtschenko-Park neben dem Schewtschenko-Boulevard ganz in der Nähe von Schewtschenko-Museum.
Nicht weit davon befindet sich auch das Taras-Schewtschenko-Opernhaus mit der über dem Portal angebrachten Schewtschenko-Büste.
Nebenbei gesagt wird Taras Schewtschenko auf der Vorderseite des 100-Hrywnja-Scheins in seinen jungen Jahren abgebildet.
Aber das malerischste Ort Schewtschenkos in Kiew ist natürlich der vom ihm besungene Fluss Dnipro, der zu einem unvergesslichen Schiffausflug besonders im Spätfrühling und Sommer anlockt.
Die Bedeutung von Taras Schewtschenko für die Ukraine ist kaum zu überschätzen. Schewtschenko hat die ukrainische Literatursprache vervollkommnet und hat sie auf das Niveau der entwickeltsten Sprachen der Welt gehoben.
Schewtschenko hat die reiche innere Welt eines „einfachen Menschen“ als kein anderer Weltschriftsteller dargestellt und als erster in der Geschichte der Weltliteratur „die tausendjährige Stummheit von unteren sozialen Volksschichten“ gebrochen.
Als erster von Schriftstellern führte Schewtschenko einen offenen Kampf gegen das Russische Reich. Die Werke des bekanntesten Dichters der Ukraine wurden zu einer mächtigen Quelle für das Erwachen des nationalen Bewusstseins der Ukrainer und prägen es bis heute sehr stark.
In ukrainischen Bauernhäusern waren im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts meistens drei wichtige Bücher – die Bibel, das Paterikon des Kiewer Höhlenklosters Lawra und die Gedichtsammlung „Kobsar“ von Taras Schewtschenko – zu finden.
Als erster in der Ukraine stellte Schewtschenko die Frage über die Lage von Frauen in der Gesellschaft und trat in seinen Werken nicht nur für die Freiheit des ganzen Volkes, sondern auch für die Freiheit der Frauen in der Gesellschaft ein.
Beitrag erstellt von Pavlo Miadzel und Igor Plaschkin