Schewtschenko-Museum in Kiew

Im April haben wir in Kiew drei Anlässe zur Erinnerung an den großen ukrainischen Dichter, Schriftsteller, Maler und Freiheitskämpfer Taras Schewtschenko, der als „Vater der Nation“ schon zu seinen Lebenszeiten genannt wurde.

Taras Shewtshenko

Taras Schewtschenko. Bild aus dem Jahre 1859. Bildquelle: wikimedia.org

Am 8. April 1941  wurde das Zentrale Staatliche Schewtschenko-Museum im Marienpalast eröffnet. Damals gab es im Museum ca. 10 Tsd. Exponate, die mit Leben und Werk Schewtschenkos verbunden sind. Vor dem deutschen Einmarsch in Kiew im September 1941 wurden nach Novosibirsk nur wenige kostbarste Exponate evakuiert.

Marienpalast

Marienpalast. Bildquelle: wek.kiev.ua

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Zentrale Staatliche Schewtschenko-Museum (heute –Taras-Schewtschenko-Nationalmuseum) zum zweiten Mal in Kiew – diesmal in einem interessanten Gebäude am Schewtschenko-Boulevard 12 – am 24. April 1949 eröffnet.

Taras-Schewtschenko-Nationalmuseum

Taras-Schewtschenko-Nationalmuseum. Bildquelle: wikimapia.org

Aber bereits im Jahre 1928 wurde die Schewtschenko-Gedenkstätte (heute – Schewtschenko-Literaturmuseum und Gedenkstätte) unter der Schewtschenko-Gasse 8a – ganz im Herzen der Stadt in kurzer Gehdistanz zum Hauptplatz von Kiew – eröffnet.

Schewtschenko-Literaturmuseum und Gedenkstätte

Schewtschenko-Literaturmuseum und Gedenkstätte. Bildquelle: wikipedia.org

Es gibt ein weiteres Schewtschenko-Museum im heutigen Kiew – das Literarische Gedenkwohnhaus-Museum „Hütte in Priorka“ (Priorka ist eine Gegend im ehemaligen Vorort Kiews).

Schewtschenko-Hütte

Literarisches Gedenkwohnhaus-Museum „Hütte in Priorka“. Bildquelle: wikipedia.org

Den dritten Anlass zur Erinnerung an Taras Schewtschenko bietet der 17. April. Gerade an diesem Tag 1847 wurde der Dichter beim Flussübergang über Dnipro in Kiew festgenommen und in die Verbannung nach Kasachstan für 10 Jahre geschickt.

In Kiew gibt es viele Orte, die mit dem Namen von Taras Schewtschenko verbunden sind. So malte Schewtschenko die St. Alexanderkirche, das Grab Askolds sowie den Glockenturm des orthodoxen Klosters bzw. der Kitajevo-Einsiedelei.

St. Alexanderkirche in Kiew

St. Alexanderkirche. Das Aquarell von Taras Schewtschenko. Bildquelle: tarasshevchenko.at.ua

Askolds Grab. Das Aquarell von Schewtschenko

Askolds Grab. Das Aquarell von Taras Schewtschenko. Bildquelle: tarasshevchenko.at.ua

Kitajevo-Einsiedelei. Dreifaltigkeitskirche. Der Karton von Schewtschenko

Kitajevo-Einsiedelei. Dreifaltigkeitskirche. Der Karton von Schewtschenko. Bildquelle: panoramakiev.narod.ru

Eine der ältesten Kirchen Kiews – die Christi-Geburtskirche – wird als Schewtschenko-Kirche genannt, seitdem 1861 der Sarg mit dem Nationalhelden auf dem Weg von Sankt Petersburg zu seiner Grabstätte in Kaniv hier aufgebahrt wurde.

Christi-Geburtskirche

Christi-Geburtskirche in Kiew. Bildrechte: Pavlo Miadzel

Die Kiewer wählten zuerst eines der schönsten Berge am Dnipro-Ufer – Schtschekawiza – als Ruhestätte von Schewtschenko. 

Obwohl sich das Grab Schewtschenkos bei der 150 km von Kiew entfernten Stadt Kaniv befindet, wünschte sich Taras Schewtschenko ein anderes Schicksal nach dem Tode. In einem seines bekanntesten Gedichts „Vermächtnis“ beschrieb der bedeutendste Lyriker der Ukraine einen der herrlichsten Kiewer Orte – die malerische Gegend neben dem Wydubyzkyj-Kloster, wo er begraben sein wollte.

Wydubyzkyj Kloster

Wydubyzkyj-Kloster. Bildrechte: Pavlo Miadzel

Die bekannteste Orte Schewtschenkos in der Stadtmitte Kiews sind die Nationale Taras-Schewtschenko-Universität mit naheliegendem Schewtschenko-Denkmal im Schewtschenko-Park neben dem Schewtschenko-Boulevard ganz in der Nähe von Schewtschenko-Museum.

Schewtschenko-Denkmal

Schewtschenko-Denkmal in Kiew. Bildrechte: Pavlo Miadzel

Nicht weit davon befindet sich auch das Taras-Schewtschenko-Opernhaus mit der über dem Portal angebrachten Schewtschenko-Büste.

Taras-Schewtschenko-Opernhaus

Taras-Schewtschenko-Opernhaus. Bildrechte: Pavlo Miadzel

Nebenbei gesagt wird Taras Schewtschenko auf der Vorderseite des 100-Hrywnja-Scheins in seinen jungen Jahren abgebildet.

100-Hrywnja-Schein

100-Hrywnja-Schein. Bildquelle: wikimedia.org

Aber das malerischste Ort Schewtschenkos in Kiew ist natürlich der vom ihm besungene Fluss Dnipro, der zu einem unvergesslichen Schiffausflug besonders im Spätfrühling und Sommer anlockt.

Dnjepr

Der von Schewtschenko besungene Fluss Dnipro. Bildquelle: avianews.com.ua

Die Bedeutung von Taras Schewtschenko für die Ukraine ist kaum zu überschätzen. Schewtschenko hat die ukrainische Literatursprache vervollkommnet und hat sie auf das Niveau der entwickeltsten Sprachen der Welt gehoben.

Schewtschenko hat die reiche innere Welt eines „einfachen Menschen“ als kein anderer Weltschriftsteller dargestellt und als erster in der Geschichte der Weltliteratur „die tausendjährige Stummheit von unteren sozialen Volksschichten“ gebrochen.

Als erster von Schriftstellern führte Schewtschenko einen offenen Kampf gegen das Russische Reich. Die Werke des bekanntesten Dichters der Ukraine wurden zu einer mächtigen Quelle für das Erwachen des nationalen Bewusstseins der Ukrainer und prägen es bis heute sehr stark.

In ukrainischen Bauernhäusern waren im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts meistens drei wichtige Bücher – die Bibel, das Paterikon des Kiewer Höhlenklosters Lawra und die Gedichtsammlung „Kobsar“ von Taras Schewtschenko – zu finden.

Als erster in der Ukraine stellte Schewtschenko die Frage über die Lage von Frauen in der Gesellschaft und trat in seinen Werken nicht nur für die Freiheit des ganzen Volkes, sondern auch für die Freiheit der Frauen in der Gesellschaft ein.

Beitrag erstellt von Pavlo Miadzel und Igor Plaschkin

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