Am 4. Oktober 1891 wurde ein ukrainischer Dichter, Schriftsteller, Übersetzer und Literaturkritiker Oswald-Eckhart Burghardt (Oswald Burghard) geboren.
Er schrieb seine Werke unter dem Schriftstellernamen Jurij Klen („Ahorn“ auf Ukrainisch) vor allem in ukrainischer Sprache und war als Mitbegründer der Literaturgruppe „Kiewer Neoklassiker“ in den 1920-er Jahren bekannt. Jurij Klen ist ungerecht in Vergessenheit geraten. Nach Meinung von Literaturkritikern war Jurij Klen Sprecher der „erschossenen Wiedergeburt“ der Ukraine des frühen 20. Jahrhunderts. Die neueste ukrainische Literatur ist ohne sein Schaffen schwer vorstellbar.
Zu den wichtigsten Werken von Jurij Klen gehören Gedichte über Kiew, die Sophienkathedrale, den Großfürsten Wolodymyr u.a. Nach Einschätzungen von Literaturwissenschaftlern stellen sie die besten Literaturwerke über die Hauptstadt der Ukraine dar. Sehr wichtig war die Stimme des Dichters auch in der Zwischen- und Nachkriegszeit. So hat Jurij Klen als erster in Westeuropa über die Schrecken des Holodomor 1932-1933 (Hungersnot) in der Ukraine wahrheitsgetreu geschrieben und damit die von der Sowjetmacht verlangte Verschwiegenheit gebrochen. In seinem Poem „Asche von Reichen“ (1943-1947) hat Jurij Klen auch als erster die unmenschliche Grausamkeit und Verbrechen der Nazi-Diktatur sowie auch der sowjetischen Diktatur von Stalin mit gleicher Stärke brandmarkt.
Ein schweres Schicksal des deutschstämmigen Kiewer Dichters widerspiegelte das schwierige Leben von Deutschen in Kiew und in der Ukraine während der beiden Weltkriege und in den Nachkriegszeiten. Er war Lektor am Ersten ukrainischen Taras-Schewtschenko-Gymnasium beim Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Nonnenkloster in Kiew, Wissenschaftler der Allukrainischen Akademie der Wissenschaften, Dozent von vielen Hochschulen Kiews, Lektor an den Universitäten in Münster und Innsbruck sowie an der Ukrainischen Freien Universität in Prag, Mitglied der Organisation der ukrainischen Schriftsteller „Die ukrainische Kunstbewegung“ in Deutschland. Oswald Burghardt wurde gezielt verfolgt, verhaftet und verbannt. Nachdem er aus der Ukraine nach Deutschland umgesiedelt hatte, geriet er in jahrzehntelange Vergessenheit. Heute sind seine Werke nur noch sehr wenig bekannt, obwohl sein Name zum Pflichtprogramm des Schulfaches „ukrainische Literatur“ gehört.
Jurij Klen ist einer von vielen deutschstämmigen Schriftstellern, Dichtern, Journalisten und Literaturkritikern, deren Schaffen mit Kiew auf Engste verbunden ist. Darunter sind auch Theodor-Richard Ludwig (Fedir Ludwygowytsch) Ernst, Innozenz (Innokentij) Giesel, Johann Herder, Peter Huber, Alfred von Junk, Heinrich Neuhaus, Peter Sinner, Julius Szymanowsky, Illiodor Völkner zu nennen. Manche Schriftsteller Kiews sind in Deutschland ebenfalls populär, vor allem ist dabei Lew Kopelew zu nennen.
Beitrag erstellt von Pavlo Miadzel
Unter Redaktion von Igor Plaschkin
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