Am 13. April 1887 wurde ein bedeutender ukrainischer Bildhauer, Regisseur, Dramatiker, Drehbuchautor Iwan Kawaleridze geboren, der von UNESCO ukrainischer Michelangelo genannt wurde.

Iwan Kawaleridze. Bildquelle: livejournal.com
Das Memorialmuseum von Iwan Kawaleridze ist in einem der malerischsten Eckchen vom Andreassteig – dem Montmartre Kiews – in dem Haus, wo das Atelier des Bildhauers war, untergebracht. Neben dem Museum sind manche seiner Werke wie zum Beispiel die erste in der Ukraine und vielleicht die menschlichste Steinbüste von Taras Schewtschenko, eine Replika des Großfürsten Jaroslaw des Weisen und das Original der Skulptur der Fürstin Olga ausgestellt.

Modell des Denkmals für Taras Schewtschenko neben dem Memorialmuseum von Iwan Kawaleridze. Bildquelle: wikimedia.org
Die Marmorstatuen von Fürstin Olga, Apostel Andreas und Erfindern des kyrillischen Alphabetes, heiligen Kyrill und Method, befinden sich auf dem Michaelsplatz unweit des spektakulären Michaelsklosters.

Die Marmorstatuen von Fürstin Olga, Apostel Andreas und heiligen Kyrill und Method. Bildrechte: Pavlo Miadzel
Das Original der Skulptur des Kiewer Großfürsten Jaroslaw des Weisen befindet sich neben dem Goldenen Tor. Diese Skulptur wurde von Kawaleridze eigentlich als eine Tabakdose entworfen und als Monument nur nach dem Tod des Bildhauers gebaut wurde. In den Händen des Fürsten ist das Modell der Sophienkathedrale dargestellt, die unter Jaroslaw dem Weisen wie auch das Goldene Tor vor fast eintausend Jahren gebaut wurde.

Denkmal zu Ehren vom Kiewer Großfürsten Jaroslaw den Weisen. Bildrechte: Pavlo Miadzel
Aber das bedeutendste Werk des Bildhauers in Kiew ist dem herausragenden ukrainischen Philosoph Hryhorij Skoworoda gewidmet. Das Bronzedenkmal für „ukrainischen Sokrates“ steht gerade dem Haupteingang der Kiew-Mohyla-Akademie gegenüber, als würde der beste Schüler der Kiewer Mohyla-Akademie an seine Alma Mater zurückkehren.
Iwan Kawaleridze ist einer der bedeutenden ukrainischen Künstler des 20. Jahrhunderts mit gleicher Begabung als Bildhauer, Regisseur und Dramatiker. Zusammen mit Oleksandr Dowschenko hat er die ukrainische nationale Filmkunst gegründet.
Wegen des Films „Prometheus“, in dem die Unbesiegbarkeit der sowjetischen Roten Armee in Frage gestellt wurde, das sowjetische Reich in ungünstiger Licht gezeigt wurde und Problemen des „kaukasischen Separatismus“ wie zum Beispiel in den Szenen mit Veranschaulichung des Heldenmutes von Tschetschenen gezeigt wurden, fiel Iwan Kawaleridze in Ungnade Stalins. In demselben Film berührt Kawaleridze, dessen Vater ein Georgier und Mutter eine Ukrainerin war, auch das Thema des Ungehorsams des georgischen Volkes, was dem damaligen sowjetischen Diktator der georgischen Herkunft auch nicht gefallen konnte.
Chruschtschow hat Kawaleridze für „Zeichen des Kubismus“ in seinen Revolutionsmonumenten und „unwürdiges Benehmen“ während der deutschen Besatzung Kiews in 1941-1943 auch gebrandmarkt. Damals arbeitete Kawaleridze einige Zeit als Leiter des Ausschusses für Künste, rettete viele Künstler vor Tod im Babyn Jar oder in anderen KZ-Lagers Kiews, lehnte aber den Vorschlag ab, eine Büste von Hitler anzufertigen. Der berühmte ukrainische Regisseur Oleksandr Dowschenko wollte sogar den „Verräter Kawaleridze“ nach der Befreiung Kiews selber niederschießen, änderte aber seine Meinung, als er die Armut von Kawaleridze gesehen hatte.
Weniger bekannt ist, dass Kawaleridze als Kommandant des Zarendorfes praktisch für die Sicherheit der Zarenfamilie vor der Oktoberrevolution 1917 zuständig war. Danach blieb er immer außer Politik und versuchte sein 91 Jahre langes Leben lang nur über Kunst zu reden. Die Besichtigung seiner Werke gehört heute zum Pflichtprogramm jeder Stadtrundfahrt in Kiew.
Beitrag erstellt von Pavlo Miadzel und Igor Plaschkin